Chemnitz Nazifrei

Für eine gerechte Zukunft!

Nichts und niemand ist vergessen! Unser Gedenken an Patrick Thürmer und allen anderen Opfern rechter Gewalt wird nie vergehen!

Patrick Thürmer, der damals 17-jährige Punk aus Oelsnitz, wurde in der Nacht vom 01. zum 02. Oktober 1999 grausam von Neonazis ermordet, nachdem er in Hohenstein-Ernstthal ein Punk-Konzert besucht hatte. Nachdem seine Familie jahrelang für die Errichtung einer Gedenktafel für Patrick gekämpft hatte, wurde diese nach 15 Jahren endlich errichtet. Wir waren erst vor ein paar Monaten da, anlässlich Patricks 22. Todestag, um ihm und anderen Opfern rechter Gewalt zu gedenken. Nur knapp eine Woche später, in der Nacht vom 10. auf den 11. Oktober wurde die Gedenktafel zerstört. Wir waren wütend und erschrocken über diese Tat. Der Oberbürgermeister Hohenstein-Ernstthals, Lars Kluge, erstattete daraufhin Anzeige und versprach, die Tafel zu ersetzen. Er hielt sein Versprechen. Am 18. Oktober 2021 konnte die Tafel, dank Spenden, wieder angebracht werden. Leider hat es keine zwei Wochen gedauert bis sie erneut von Unbekannten zerstört wurde, vom 27. auf den 28. November. Wir können nicht ausdrücken, wie fassungslos uns diese Tat macht. Das Gedenken an einen 17-jährigen Jungen, der so gewaltsam zu Tode kam, sollte Aufmerksamkeit in Form von Bedauern, Empathie und Achtsamkeit auslösen, nicht noch mehr Gewalt. Aus diesem Grund werden wir unser Gedenken in Hohenstein-Ernstthal fortsetzen. Aufgrund der aktuell geltenden SachsCoronaNotVo war es uns nicht möglich eine Gedenkkundgebung abzuhalten, wie wir es gern getan hätten. Stattdessen haben wir Blumen, Kerzen und Worte an Orten niedergelegt, die für die Geschichte Patricks am 01. und 02. Oktober 1999 eine Rolle spielten. Wir möchten damit zeigen, dass unser Gedenken nicht von einer Tafel abhängt. Sie ist natürlich ein wichtiger Teil dessen. Wir schätzen es, dass Lars Kluge sich für die zweite Erneuerung um ein robusteres Material bemüht hat und wir freuen uns über die vielen Spendenangebote. Allerdings bedeutet Gedenken für uns mehr als das. Es bedeutet, dass Patricks Geschichte, sein Leben, seine Leidenschaft für Punk und das, wofür er stand, in den Köpfen der Menschen weiterlebt. Eine Tafel kann man zerstören, die Erinnerung nicht. Und wir werden dafür sorgen, heute und in Zukunft, dass man Patrick und alle anderen Opfer rechter Gewalt niemals vergessen wird.

Unser Gedenken an Patrick Thürmer und allen anderen Opfern rechter Gewalt wird nie vergehen!

Wir können nicht ausdrücken, wie fassungslos uns diese Tat macht. Das Gedenken an einen 17-jährigen Jungen, der so gewaltsam zu Tode kam, sollte Aufmerksamkeit in Form von Bedauern, Empathie und Achtsamkeit auslösen, nicht noch mehr Gewalt. Aus diesem Grund werden wir unser Gedenken in Hohenstein- Ernstthal fortsetzen. Am Samstag dem 11. Dezember haben wir deswegen Gedenkorte in ganz Hohenstein-Ernstthal und Oberlungwitz errichtet. Die Texte, welche hier zu lesen sind findet ihr hier. Wir haben heute Blumen, Kerzen und Worte an Orten niedergelegt, die für die Geschichte Patricks am 01. und 02. Oktober 1999 eine Rolle spielten. So auch hier. Wir möchten damit zeigen, dass unser Gedenken nicht von einer Tafel abhängt. Sie ist natürlich ein wichtiger Teil dessen. Allerdings bedeutet Gedenken für uns mehr als das. Es bedeutet, dass Patricks Geschichte, sein Leben, seine Leidenschaft für Punk und das, wofür er stand, in den Köpfen der Menschen weiterlebt. Eine Tafel kann man zerstören, die Erinnerung nicht. Und wir werden dafür sorgen, heute und in Zukunft, dass man Patrick und alle anderen Opfer rechter Gewalt niemals vergessen wird.

Patricks Geschichte

Wir schreiben das Jahr 1999. Der 17-jährige Patrick Thürmer aus Oelsnitz absolviert gerade eine Ausbildung zum Maler und Lackierer in einer Berufsschule in Oberlungwitz. Patrick ist Punk. Darum ist Patricks Vorfreude groß, als bekannt wird, dass am 01. Oktober 1999 ein Punk-Konzert im Jugendhaus „Off Is“ im nahegelegenen Hohenstein-Ernstthal stattfinden soll. Getrübt wird diese Vorfreude erstmals, als ein Neonazi an seiner Berufsschule bereits im Vorfeld ankündigt, zu diesem Konzert „werde etwas passieren“. Doch Patrick und seine Freund*innen lassen sich nicht einschüchtern. Anfeindungen von Neonazis sind sie als Punks gewöhnt. Doch am Tag des Konzerts berichten andere anreisende Punks, dass Neonazis versucht hätten, sie anzufahren. In den frühen Abendstunden intensivieren sich diese Angriffe. Nachdem die Neonazis etliche Konzertbesucher*innen zum Teil schwer verletzt haben, ziehen sie sich vorerst in die nahe gelegene Discothek „La Belle“ zurück. Die Punks wollen sich die ihnen entgegengebrachte Gewalt und Provokation nicht länger bieten lassen. Die Tatsache, dass es aufgrund der Neonaziüberfälle viele Verletzte unter ihnen gibt, erzeugt Wut. Diese Wut wiederum ist es, die die Punks zu einem Gegenangriff anstachelt. Hierzu versammeln sich ca. 60 Punks, um das „La Belle“ zu attackieren. Die Neonazis rufen daraufhin Verstärkung. Dadurch sind diese in der Überzahl, die Punks ziehen sich ins Jugendhaus zurück. Die Neonazis gehen nun dazu über, das „Off Is“ einzukreisen und förmlich zu belagern. Gegen 01.15 Uhr trifft schließlich die Polizei ein. Etwa 30 Punks werden festgenommen und auf das sich in der nächsten Querstraße befindliche Polizeirevier gebracht. Auf dem Revier werden sie in Zellen gesperrt. Als der Platz nicht ausreicht, werden sie im Keller des Reviers in einen Gang gesetzt. Von den sich noch rings um das Jugendhaus aufhaltenden Neonazis, die weiterhin provozieren und herumgrölen, wird kein einziger von der Polizei festgenommen. Um diese Polizeikontrollen und weitere Angriffe seitens der zahlreichen Neonazis zu umgehen, versuchen einzelne Punks, über das Dach des angrenzenden Gerichtsgebäudes zu flüchten. Zu diesen Punks gehören auch Patrick und sein Freund Klecks. Als sie gegen 03.30 Uhr schließlich die Waldenburger Straße in Oberlungwitz erreichen, stoppt plötzlich abrupt ein blauer Kleinbus neben ihnen. Drei Neonazis springen aus dem Auto, rennen auf Patrick und Klecks zu und beginnen sofort, auf die beiden einzuschlagen und einzutreten. Klecks stellt sich tot und kann so überleben. Patrick wird von den Neonazis nachdem sie ihn mit einem Axtstiel und einem Billard Queue geschlagen hatten gepackt und in den am Tatort verlaufenden Lungwitzbach geworfen. Dort wird er am nächsten Morgen gegen 07.30 Uhr von Passant*innen aufgefunden. Ein Rettungshubschrauber bringt Patrick sofort in ein Zwickauer Krankenhaus, doch die Hilfe kommt zu spät. Am Vormittag des 02. Oktobers 1999 verstirbt der 17-jährige Patrick Thürmer an seinen Verletzungen. Verletzungen, die ihm Neonazis im Zuge eines feigen und brutalen Überfalls zugefügt haben, um ihn bewusst zu ermorden – zu ermorden, weil er Punk war!

Die Rolle der Waldenburger Straße in Oberlungwitz

Um die Polizeikontrollen am Jugendhaus und weitere Angriffe seitens der zahlreichen Neonazis zu umgehen, versuchen einzelne Punks, welche zuvor im „Off Is“ feierten, über das Dach des angrenzenden Gerichtsgebäudes zu flüchten. Zu ihnen gehören auch Patrick und sein Freund Klecks. Es gelingt ihnen zu fliehen. Sie laufen und laufen, wähnen sich gar schon halbwegs in Sicherheit. Doch als sie gegen 03:30 Uhr schließlich die Waldenburger Straße in Oberlungwitz erreichen, stoppt plötzlich abrupt ein blauer Kleinbus neben ihnen. Drei Neonazis springen aus dem Auto, rennen auf Patrick und Klecks zu und beginnen sofort, auf die beiden einzuschlagen und einzutreten. Patricks Freund Klecks wird zusammengeschlagen und stellt sich schließlich tot. Auf den nur 1,58 Meter großen und von der Statur her eher schmächtigen Patrick prügeln zwei der Neonazis mit einem Axtstiel und dem Ende eines Billardqueues ein, bis dieser sich nicht mehr rührt. Daraufhin zertrümmern die Neonazis Patricks Kniescheibe mit Hilfe eines sogenannten Kontrollschlags, um zu überprüfen, ob Patrick nur simuliere. Als ob das der Gewalt, Grausamkeit und Brutalität nicht schon genug wäre, packen die Neonazis Patrick und werfen ihn in den am Tatort verlaufenden Lungwitzbach. Dort wird Patrick am Morgen gegen 07:30 Uhr von Passant*innen aufgefunden. Ein Rettungshubschrauber bringt Patrick sofort in ein Zwickauer Krankenhaus, doch die Hilfe kommt zu spät. Am Vormittag des 02. Oktobers 1999 verstirbt der 17-jährige Patrick Thürmer an seinen Verletzungen. Verletzungen, die ihm Neonazis im Zuge eines feigen und brutalen Überfalls zugefügt haben, um ihn bewusst zu ermorden – zu ermorden, weil er Punk war! Immerhin konnten auch die drei Neonazis ermittelt werden. Hierbei handelte es sich um Thomas W., Michael O. und Nico N., die allesamt dem Hooligan- und Türstehermilieu entstammten. Während die beiden Neonazis Thomas W. und Michael O. im Fall Patrick Thürmer wegen Totschlags angeklagt wurden, ist Nico N. Körperverletzung mit Todesfolge vorgeworfen worden. Sie wurden nicht müde, vor Gericht angebliche Reue zu heucheln und immer wieder zu betonen, die Tat hätte angeblich keinen rechten Hintergrund gehabt. Im September 2000 kam das Gericht zu dem Ergebnis, dass Patrick „stellvertretend für jene Linken“ gestorben sei, die am Angriff auf die Diskothek „La Belle“ beteiligt gewesen seien. Einen rechten Tathintergrund wollte jedoch auch das Gericht nicht anerkennen. Dafür, dass er ein junges Leben ausgelöscht hat, wurde der Haupttäter schließlich zu elf Jahren Haft verurteilt und befindet sich folglich seit langem wieder auf freiem Fuß. Zynischer Weise wurde auch Patricks Freund Klecks verurteilt. Das Gericht unterstellte ihm unterlassene Hilfeleistung, wofür es dem jungen Mann eine Geldstrafe in Höhe von 800 DM auferlegte.

Die Rolle des Jugendhauses „Off Is“

Hier, am alten Standort des „Off Is“ hat am 01. Oktober 1999 das Konzert stattgefunden, auf dass sich Patrick mit seinen Freund*innen so gefreut hatte. Für sie stand fest: sie werden vor Ort sein, um gemeinsam mit Bands einen tollen Abend zu verbringen. Getrübt wird diese Vorfreude erstmals, als ein Neonazi an seiner Berufsschule bereits im Vorfeld ankündigt, zu diesem Konzert „werde etwas passieren“. Doch Patrick und seine Freund*innen lassen sich nicht einschüchtern. Anfeindungen sind sie als Punks gewöhnt. Gut gelaunt treffen also die ersten Punks bereits am Nachmittag des 01. Oktobers auf dem Parkplatz ein, der vor dem Jugendhaus liegt. Doch dann berichten andere anreisende Punks, dass Neonazis versucht hätten, sie anzufahren. In den frühen Abendstunden intensivieren sich diese Angriffe. Die Situation eskaliert, als mehrere Gruppen von Neonazis dazu übergehen, einzelne Punks im Umfeld des Jugendhauses zu überfallen, zusammenzuschlagen und schwer zu verletzen. Die Polizei ist u.a. mit Zivilstreifen vor Ort und wird Zeuge der sich immer drastischer zuspitzenden Ereignisse. Doch die Beamt*innen greifen nicht ein – angeblich aus Überforderung, wie es später heißen wird. Nach dem Angriff auf das „La Belle“ ziehen sich die Punks wieder ins Jugendhaus zurück, da die Neonazis in der Überzahl sind. Die Neonazis gehen nun dazu über das „Off Is“ einzukreisen und förmlich zu belagern. Gegen 01.15 Uhr trifft schließlich die Polizei ein, die eine Art Spalier vor dem Jugendhaus bildet. Durch dieses werden die sich im Jugendhaus aufhaltenden Punks einzeln herausgeführt und ihre Personalien kontrolliert. Etwa 30 Punks werden bei dieser Maßnahme festgenommen und auf das sich in der nächsten Querstraße befindliche Polizeirevier gebracht. Den Verhafteten wird vorgeworfen, am Angriff auf das „La Belle“ beteiligt gewesen zu sein. Auf dem Revier werden sie in Zellen gesperrt. Als der Platz nicht ausreicht, werden sie im Keller des Reviers in einen Gang gesetzt. Von den sich noch rings um das Jugendhaus aufhaltenden Neonazis, die weiterhin provozieren und herumgrölen, wird kein einziger von der Polizei festgenommen. Um diese Polizeikontrollen und weitere Angriffe seitens der zahlreichen Neonazis zu umgehen, versuchen einzelne Punks, über das Dach des angrenzenden Gerichtsgebäudes zu flüchten. Dazu zählen auch Patrick und sein Freund Klecks. Im Anschluss an die Ereignisse dieser Nacht wurde immer wieder Gebetsmühlenartig wiederholt, dass die Eskalation des Konflikts einzig und allein den Punks zuzuschreiben sei. Die Konsequenz folgte auf dem Fuße, so dass die Organisation weiterer Punk-Konzerte im Jugendhaus „Off Is“ fortan untersagt wurde.

Die Rolle der Diskothek „La Belle“

Zur gleichen Zeit, in der Punks im Jugendhaus „Off Is“ feierten, fanden sich Neonazis in der Diskothek „La Belle“ ein. Die Neonazis verletzten im Vorhinein einige Besucher*innen des Punk-Konzerts, welches am 01. Oktober im Jugendhaus stattgefunden hatte, zum Teil schwer. Danach ziehen sie sich in die nahe gelegene Diskothek „La Belle“ zurück. Durch die großen Schaufensterscheiben des „La Belles“ hindurch provozieren die Neonazis aber nun oberkörperfrei und mit eindeutigen Kampfesgesten einige auf der Straße befindlichen Punks. Die Punks wollen sich die ihnen entgegengebrachte Gewalt und Provokation nicht länger bieten lassen. Die Tatsache, dass es aufgrund der Neonaziüberfälle viele Verletzte unter ihnen gibt, erzeugt Wut. Hierzu versammeln sich ca. 60 Punks, die sich nun mit Zaunlatten, Flaschen und Steinen bewaffnen, um das „La Belle“ zu attackieren. Im Umfeld des „La Belle“ werden etliche Fahrzeuge demoliert, weil sie davon ausgehen, es handle sich um Autos der beteiligten Neonazis. Bei der Diskothek gehen die ersten Scheiben zu Bruch und eine der beiden Türen wird von den Punks eingetreten. Hierbei werden zwei Punks von den sich in der Diskothek befindlichen Neonazis gepackt und ins Innere des „La Belle“ gezerrt. Die Neonazis beginnen sofort damit, die beiden Punks zu würgen und auf sie einzuschlagen und einzutreten, was schwere Verletzungen nach sich zieht. Schließlich schlagen die Neonazis einen der beiden Punks mit Hilfe eines Barhockers bewusstlos. Die Neonazis rufen Verstärkung in Form von Angehörigen der sog. HooNaRa (Hooligans, Nazis, Rassisten). Hierbei handelt es sich um einen Schlägertrupp, der Anfang der 2000er in Chemnitz und Zwickau präsent war. Anwesende Punks werden später berichten, dass sich nun die ganze Straße mit Neonazis füllte, sie sprechen von einer Übermacht in Form von etwa 150 bis 200 Neonazis. Durch Wurfgeschosse können die Punks die sich zum Angriff formierenden Neonazis noch kurzzeitig auf Distanz halten. Dann müssen sie sich ins Jugendhaus zurückziehen. Im Anschluss an die Ereignisse dieser Nacht wurde immer wieder wiederholt, dass die Eskalation des Konflikts allein den Punks zuzuschreiben sei. So wurde auch vor Gericht gegen die Punks zu Felde gezogen. Im Mai 2000 worden 15 Punks angeklagt, aufgrund des Vorwurfs des besonders schweren Landfriedensbruchs. Ihnen wurde angelastet, am Gegenangriff auf das „La Belle“ beteiligt gewesen zu sein. Der Großteil von ihnen wurde zu Bewährungsstrafen in Höhe von 6 bis 9 Monaten verurteilt. Die Besucher*innen des „La Belle“ wurden nicht verurteilt. Fünf Jahre nach der besagten Gerichtsverhandlung zeigte sich sehr deutlich, dass die Diskothek „La Belle“ wohl doch kein so unpolitisches Tanzlokal war, als das es in den Medien zuvor stets präsentiert wurde. So fand im März 2005 ein Rechtsrockkonzert statt, zu dem rund 500 Neonazis aus fünf Bundesländern angereist waren.

Die Rolle der Gedenktafel

Nachdem seine Familie jahrelang für die Errichtung einer Gedenktafel für Patrick gekämpft hatte, wurde diese nach 15 Jahren hier an der Pfaffenbergauffahrt endlich errichtet. Auf ihr stand geschrieben „Es sind die Lebenden, die den Toten die Augen schließen. Es sind die Toten, die den Lebenden die Augen öffnen.“ Erst vor ein paar Wochen waren wir da, anlässlich Patricks 22. Todestags, um ihm und anderen Opfern rechter Gewalt zu gedenken. Nur knapp eine Woche später, in der Nacht vom 10. auf den 11. Oktober wurde die Gedenktafel zerstört. Der Oberbürgermeister Hohenstein-Ernstthals, Lars Kluge, erstattete daraufhin Anzeige und versprach, die Tafel zu ersetzen. Er hielt sein Versprechen. Am 18. Oktober 2021 konnte die Tafel, dank Spenden, wieder angebracht werden. Leider hat es keine zwei Wochen gedauert, bis sie erneut von Unbekannten zerstört wurde, am 27. auf den 28. November. Uns erschüttern diese Taten zutiefst. Deshalb sind wir heute hier, um zu zeigen, dass unser Gedenken nicht von einer Tafel abhängt. Sie ist natürlich ein wichtiger Teil dessen. Wir schätzen es sehr, dass Lars Kluge sind für die zweite Erneuerung um ein robusteres Material bemüht und wir freuen uns über die vielen Spendenangebote. Allerdings bedeutet Gedenken für uns mehr als das. Es bedeutet, dass Patricks Geschichte, sein Leben, seine Leidenschaft für Punk und das, wofür er stand, in den Köpfen der Menschen weiterlebt. Wir möchten daher auch den Menschen danken, die vor uns genau dafür sorgten. Bereits 2 Tage nach Patricks Ermordung versammelten sich rund 150 Antifaschist*innen in Hohenstein-Ernstthal zu einer Spontandemonstration. Am 16. Oktober 1999 waren es 700 Personen, die sich zu einem angemeldeten Trauermarsch zusammenfanden, um sich entschlossen gegen rechte Gewalt zu positionieren und an die Ermordung Patricks zu erinnern. Anlässlich des 10. Todestages zogen erneut Antifaschist*innen durch die Straßen, genau wie zu seinem 20. und 22. Todestag. Und wir werden auch zum 23. hier sein. Eine Tafel kann man zerstören, die Erinnerung nicht. Wir sind hier, um unseren Teil dazu beizutragen, das Gedenken an Patrick wach zu halten, auf dass die Erinnerung an ihn nicht verblasst. Wir sind hier, um mit aller Deutlichkeit zu zeigen, dass Faschismus nur eines mit sich bringt: den Tod. Einen Tod, den in Deutschland allein seit 1990 196 Menschen durch Neonazis erleiden mussten. Wir vergessen die Opfer nicht, wir vergeben den Tätern nicht! Unser Gedenken geht weiter! Unser Kampf geht weiter! Heute, morgen und übermorgen!