Internationaler Faschismus – internationale Solidarität gegen Faschismus und Autoritarismus
Gerade in Deutschland. Gerade in Ostdeutschland sind Faschist:innen und andere Nazis fester Bestandteil der Gesellschaft. Ob Rassist:innen im Betrieb, AfD im Parlament oder in Polizei und Militär. Sind sie allgegenwärtig im Alltag. Dabei haben viele ein klares Bild vor Augen. Nazis sind klar definiert und scheinbar für Jemensch sofort zu erkennen. Meist männlich, groß, aufgepumpt mit Bomberjacke, Springerstiefel, Glatze und eben weiß europäisch. Auch 2021 reproduzieren die meisten deutschen Medien fleißig dieses Bild von Neonazis. Ein Klischee der 90er, das damals schon falsch war. Es verhindert dass Faschist:innen in der Mitte unserer Gesellschaft klar benannt werden und erleichtert ihnen das öffentliche Auftreten. Viele Menschen schreiben Nazis im Anzug mit Aktentasche, oft in Parlamenten, nicht das selbe Maß an Bedrohung für Leib und Leben der Menschen zu. Wenn das passiert gerät unser Weltbild bei faschistischen Strömungen welche ihren Ursprung in anderen Nationalstaaten haben, komplett aus den Fugen.
Wir wollen die Frage aufwerfen wie es möglich ist, das eine der größten faschistischen Bewegung Deutschlands bis Weilen ungestört agieren konnte und es schafft Teil von etablierten Parteien zu werden um damit ungehindert ihre Ideologie zu verbreiten.
Die Rede ist von den Grauen Wölfen. Sie haben ihren Ursprung in der Türkei in den 60er Jahre. Heute haben sie ca. 20.000 Mitglieder in der BRD. Verteilt in verschiedenen Organisationen und Vereinen.
Es gibt so vieles bei den grauen Wölfen, dass uns befremdlich vertraut vorkommt. Hitlergruß? Heißt hier Wolfsgruß. Hierbei ist Zeige- und Kleiner Finger ausgestreckt und der Daumen über Mittel und Ringfinger. Ihr Führer war Alparslan Türkeş und ist es mit starker Konkurrenz eigentlich bis heute. Der Traum, ein Großreich und ethnische Reinheit. Graue Wölfe und deutsche Nazis eint Ihr völkisches Denken, ihr Führerkult und ihre Bereitschaft wenn nötig Gewalt einzusetzen.
Das Fundament für die Festigung und Organisierung der grauen Wölfe hierzulande begann 1978, als sich Franz Josef Strauß, damals CSU Vorsitzender zusammen mit dem Schwalbacher CDU-Stadtverordnete und Türkei-Experte des BND Hans-Eckhardt Kannapin mit dem Gründer der türkischen ultranationalistischen MHP, Partei der Nationalistischen Bewegung, in Deutschland traf. Türkeş selbst kann als Begründer der grauen Wölfe gelten und macht aus seiner Bewunderung des deutschen Nationalsozialismus keinen Hehl. Ergebnis des Treffens war die Unterstützung bei der Gründung und Etablierung des Vereins Türk Federasyon (ADÜTDF), die Auslandsabteilung der MHP in Frankfurt am Main, der heute mehrere Dachorganisationen und hunderte Vereine in ganz Deutschland gefolgt sind. Vereine und Kulturzentren bilden dabei nur die Basis, von der aus die grauen Wölfe in die Gesellschaft, aber auch vor allem auf die Politik einwirken. Vor allem seit 1995 der als ihr „Führer“ verehrte Alparslan Türkeş die Grauen Wölfe in Deutschland dazu aufrief sich Aktiv in der Politik von CDU und CSU zu beteiligen, wurde systematisch die Ideologie der Grauen Wölfe an die deutsche Parteienpolitik gekoppelt.
Heute wird das vor allem auf kommunaler Ebene Erfolgreich umgesetzt und es gibt wie in Duisburg gewählte Stadträt:innen, die auf Bildern mit Mitgliedern der grauen Wölfe posieren. Aus genau diesen Strukturen heraus, die bis in die größten deutschen Parteien reichen, greifen die grauen Wölfe ihre politischen Gegner:innen an. Dabei schrecken sie auch nicht vor Morden zurück, wie letztes Jahr als Ibrahim Demir von einem Mitglied der Grauen Wölfe in Dortmund ermordet wurde. Doch wie bei allen Nazis reichen die Angriffe weit über das, durch das Strafgesetzbuch erfassbare Hinaus. Die grauen Wölfe schaffen durch ihr aggressives und teils militantes Auftreten, nicht nur bei Demonstrationen sondern auch im Alltag, ein Klima der Angst, in dem sie ihre vermeintlichen Feind:innen einschüchtern und Andersdenkende von der Gesellschaft ausschließen. Und wie bei allen Nazis gilt auch hier, dass der Staat wegschaut und das Problem herunterspielt. Parteifreund:innen will man ja nicht hintergehen. Ein echtes Entgegentreten bleibt also auch hier die Aufgabe eines autonomen Antifaschismus.
Um das handeln der türkischen Faschist:innen in Deutschland zu verstehen müssen wir uns mit dem Faschismus in der Türkei beschäftigen. Hier stoßen wir wie bereits vorher erwähnt vor allem auf dem Namen Alparslan Türkeş, der bereits während des zweiten Weltkriegs mehrfach durch seine offen zur Schau getragene Sympathie zum Nationalsozialismus im Gefängnis landete. 1969 gründe er dann seine eigene Partei, die Partei der Nationalen Bewegung, kurz MHP. In ihrem Umfeld entstanden mehrere Jugendorganisationen, die in SS und SA Manier organisiert, den Paramilitärischen Arm der Partei bildeten und aus denen die ,zu deutsch „Idealist:innen“, wie die grauen Wölfe in der Türkei sich bezeichnen, entstanden. Dem bis 1980 andauernden Krieg dieser Privatarmee fielen über 5000 Menschen zum Opfer. Besonders sticht hier das rassistische Motiv einer türkischen Überlegenheit gegenüber ethnischen Minderheiten hervor, dem vor allem Kurd:innen, Alevit:innen und Armenier:innen zum Opfer fielen.
Unter dem Autokraten und Faschisten Erdogan, dessen demokratische Hülle zunehmend fällt, erlangt die MHP und damit der türkische Faschismus eine neue Stärke. Dessen islamistische AKP befindet sich seit 2018 mit der MHP in einer Volksallianz. Dadurch wird Erdogan zunehmend zum neuen Führer der grauen Wölfe, dem sie in ganz Europa die treue schwören. Aus der Verbindung beider Parteien, ist eine neue nationalistisch-faschistische Ideologie entstanden. Eine pantürkische Ideologie, welche sich gegen alle nicht als sogenannte türkisch stämmig definierten Personengruppen richtet oder Menschen welche dieses Weltbild ablehnen. Somit ähnelt dieses sehr stark dem deutschen Nationalsozialismus. Zudem besteht die Vision im Panturkismus nach einem großen Reich welches alle sogenannten Turkvölker mit einbeziehen soll, die nach einem strikten Bild des Islam leben sollen. So ist es nicht verwunderlich dass Graue Wölfe, auch aus Deutschland, sich seit 2013 dem IS angeschlossen haben. Anders herum rekrutiert der türkische Staat bei seinem völkerrechtswidrigen Angriff auf Efrîn und 2019 auf Rojava auch ehemalige Dschihadist:innen die vorher für den IS gekämpft haben.
Dabei erhalten diese bis heute finanzielle und militärische Unterstützung von der EU und Deutschland. Bei dem Angriff auf Efrîn klärten deutsche Soldat:innen in deutschen Aufklärungsflugzeugen die kurdischen Stellungen der YPG/JPG aus und verhalfen damit den faschistischen Kräften zu einem Etappen Erfolg. Und das obwohl der Angriff auf Efrîn und später Rojava völkerrechtswidrig waren. Die Kritik am Vorgehen Erdogans bleibt oberflächlich und Sanktionen gehen meist am Wesentlichen vorbei. Der Einfluss der Grauen Wölfe auf die deutsche Politik und Gesellschaft spielt dabei eine nicht unwesentliche Rolle. Wie Folgenreich das aggieren von Faschist:innen in Deutschland auf das Weltgeschehen sein kann wird nirgends so deutlich wie in den Bestrebungen der Türkei in Rojava einen Genozid an den Kurd:innen zu verüben! Das Verbot der grauen Wölfe in Frankreich hat auch in der deutschen Parteipolitik zu einer neuen Debatte geführt. Aber ein Verbot allein wird nicht reichen, denn die menschenverachtende Ideologie der grauen Wölfe ist wie die anderer Faschisten in der Mitte der Gesellschaft tief verankert. Es braucht einen konsequenten Antifaschismus der sich mit allen Mitteln gegen Nazis richtet. Egal ob diese Springerstiefel, Anzüge oder ausländische Fahnen tragen. Für einen Antifaschismus der international ist!
Hoch die internationale Solidarität! Solidarität mit dem kurdischen Frauenbefreiungskampf! Solidarität mit Rojava!