Chemnitz Nazifrei

Für eine gerechte Zukunft!

CN: rechte Gewalt – Naziangriffe am 01. Mai

Gestern, am 01. Mai, wollten wir gemeinsam nach Zwickau fahren. Dort hatte sich die faschistische Kleinstpartei „Der III. Weg“ angekündigt. Zahlreicher Gegenprotest wurde organisiert, dem wir uns anschlossen.

Jedoch kam es schon bei unserer Anreise zu schlimmen Szenen. Am Chemnitzer Hauptbahnhof warteten etwa 50-60 Faschos auf uns. Im Zug Richtung Zwickau saß unter anderem schon die gemeinsame Anreise aus Dresden mit vielen Gegendemonstrant*innen. Die Faschos haben den Zug, in welchem die Anreisen waren, mit Steinen, Flaschen und Fahnenstöcken angegriffen. Sie haben wiederholt versucht in den Zug zu gelangen und dabei Menschen mit Schlägen und Tritten verletzt. Auch Fahnen und Stangen wurden als Schlagwerkzeug eingesetzt. Nur dank der großen Solidarität der antifaschistischen Anreisen und Selbstschutz konnten die Nazis daran gehindert werden in den Zug zu gelangen und noch mehr Menschen anzugreifen. Auch die verletzten Menschen konnten dank Demosanis versorgt werden, danke an dieser Stelle!

Doch damit nicht genug. Wir konnten wie geplant mit dem Zug weiterfahren, doch nur zwei Haltestellen weiter wurde der Angriff der Nazis fortgesetzt. Auch in Glauchau warteten Nazis am Bahnsteig. Auch hier versuchten Nazis den Zug unter Faust- und Stockschlägen sowie Flaschen- und Steinwürfen zu stürmen. Ein Video des Angriffs zeigt, wie die Faschos dabei noch den Hitlergruß zeigten. Auch hier konnte nur durch antifaschistischen Selbstschutz verhindert werden, dass noch mehr Gegendemonstrantinnen und unbeteiligte Mitfahrerinnen verletzt wurden. Die Polizei kam erst hinzu, als der Angriff vorbei war, filmten in der Folge den Zug ab und suchten nach Zeug*innen.

Beteiligt bei den Angriffen auf die gemeinsamen Anreisen waren somit 100 Faschisten aus dem Bundesgebiet. Einige der mutmaßlichen Angreifer konnten dank antifaschistischer Recherche schon zugeordnet werden: es handelt sich vor allem um Nazis vom 3. Weg und der NPD, welche bundesweit nach Zwickau angereist sind. Bei den Angriffen sieht man wiederholt, welches Gewaltpotential hinter dieser Ideologie steckt und dass sie nicht davor zurückschrecken unbeteiligte Personen zu verletzen.

Ebenso skandalös ist erneut die Arbeit der Polizei. Nicht nur der Angriff in Chemnitz, sondern auch der Angriff in Glauchau konnte von der Polizei nicht verhindert werden. Augenzeuginnen berichten, dass die Polizei erst 20 Minuten nach dem Angriff in Glauchau vor Ort war. Dabei sprach die Polizei Sachsen auf Twitter von einer „verbalen Auseinandersetzung zwischen Personen aus verschiedenen politischen Lagern“ am Chemnitzer Hauptbahnhof. Wieso bei Fußballspielen Helikopter kreisen und Bahnsteige bewacht werden und auch über der antifaschistischen Demonstration in Zwickau ein Hubschrauber filmte, diese Angriffe jedoch nicht auf dem Schirm der Beamtinnen waren, zeigt wieder einmal eindrucksvoll, dass die Polizei realitätsferne und gefährliche Prioritäten setzt. Spätestens nach dem ersten Angriff in Chemnitz hätten sich die Beamt*innen auf dieses Szenario einstellen müssen. Die Nazis konnten so nach den Angriffen noch an der Demo des 3. Weges teilnehmen und wurden teilweise erst bei der Heimreise kontrolliert.

Der Tag hat uns wieder gezeigt, wie wichtig antifaschistischer Selbstschutz und eine große Solidarität untereinander sind. Damit ein riesiges Dankeschön an alle, die sich heute den Nazis in den Weg gestellt haben und mit nach Zwickau gefahren sind. Eine Auswertung zur Demonstration folgt in den nächsten Tagen.

Wenn ihr bei den Angriffen dabei wart, verletzt wurdet, euch die Ereignisse nicht loslassen oder ihr Zeug*innen-Aussagen gemacht habt, raten wir euch euch bei der Opferberatung SUPPORT des RAA Sachsen e.V. zu melden. Mehr Informationen findet ihr auf der Webseite (www.raa-sachsen.de/support/beratung). Wenn ihr Bilder oder Videos von den Angriffen habt, könnt ihr diese gerne Antifa-Recherche-Gruppen überlassen. Diese haben wiederholt gezeigt, dass sie schneller als die Polizei potenzielle Täter ermitteln und mit ihrer Recherche- und Informationsarbeit mehr zum Schutz gegenüber gewaltbereiten Neonazis beitragen als dies die Polizei fähig oder willens ist.