Die Reichspogromnacht markiert den Höhepunkt des stetig wachsenden Antisemitismus zur Zeit der Nationalsozialist:innen. Schon zu Beginn des Jahres 1938 fanden unzählige antisemitische Kundgebungen in Sachsen und auch in Chemnitz statt. Die Stimmung in der Bevölkerung, in der ein breiter latenter Antisemitismus vorhanden war, wurde systematisch angeheizt. Im Februar 1938 wurden die Kund:innenkarteien jüdischer Geschäfte einer Kontrolle unterzogen, wodurch den jüdischen Geschäftsinhaber:innen, die in den letzten Jahren bereits stark unter dem staatlichen angeordneten Boykott jüdischer Geschäfte litten, in der Folge auch die letzten Kund*:nnen wegblieben. Viele Geschäftsinhaber:innen versuchten anschließend ihre Geschäfte noch irgendwie zu veräußern oder mit Hilfe „arischer“ Verwandter zu „arisieren“. In den nächsten Monaten folgten weitere zahlreiche Gesetze und Verorodnungen für jüdische Geschäftsinhaber:innen, sodass sie systematisch ihrer Lebensgrundlage beraubt wurden.
Die Gesetze, Verordnungen und Übergrifflichkeiten gipfelten schließlich am 09.11.1938 in der Reichspogromnacht. Verbliebende jüdische Geschäfte, wie das Kaufhaus Tietz oder das Kaufhaus Schocken in Chemnitz, wurden in der Reichspogromnacht ebenfalls Ziele von Angriffen. Im gesamten Deutschen Reich wurden über 7.000 Geschäfte in jener Nacht zerstört und geplündert. In jener Nacht sollten aber besonders die Synagogen Ziel der Nazis werden. Angestachelt von einer Hetzrede von Propagandaminister Joseph Geobbels, der die laufenden antijüdischen Ausschreitungen begrüßte, brannten unter Applaus der Bevölkerung in jener Nacht sämtliche jüdische Gotteshäuser im Deutschen Reich nieder.
Die Täter:innen waren SA und SS Leute, welche in Zivil diese Taten begangen um die Bevölkerung weiter aufzuheizen. Polizei und Feuerwehren wurden systematisch zurückgezogen. Auch Wohnungen von Jüd:innen wurden Ziel der Nazis. Sie wurden in jener Nacht unter Hilfe der nichtjüdischen Bevölkerung geplündert. Ein Widerstand gegen diese Verbrechen fand quasi nicht statt. Die, die nicht jubelten oder sich an den Pogromen beteiligten, schwiegen oder schauten einfach weg. Hunderte Jüd:innen aus Sachsen wurden noch in der selben Nacht in Konzentrationslager, vor allem nach Buchenwald, Dachau und Sachsenhausen, verschleppt. Etwa 400 Menschen fanden noch in jener Nacht den Tod, darunter auch der damalige Geschäftsführer des Kaufhauses Tietz Hermann Fürstenberg. 30.000 Jüd:innen wurden am 10.11.1938 in Konzentrationslager verschleppt. Die verbliebenen Jüd:innen wurden fortan in so genannten „Judenhäusern“ zusammengepfercht und früher oder später in Konzetrations- oder Vernichtungslager deportiert.
Es liegt an uns allen immer wieder an diese Zeit zu erinnern damit die Gräueltaten von damals nicht vergessen werden. Das Rojava Solikomitee Chemnitz war im Jahr 2020 Stolpersteine putzen, von ihnen stammen die Fotos. Stolpersteine erinnern an das Schicksal von Menschen zur Zeit des Nationalsozialismus und werden leider immer wieder Ziel von Vandalismus.