Der heutige 5. März war in Chemnitz immer wieder Schauplatz von teils bundesweit mobilisierten rechten Aufmärschen. Nach erfolgreichen Blockaden und antifaschistischen Großdemonstrationen in den letzten Jahren finden seitdem am 5. März, wenn überhaupt, nur noch kleinere Aktionen rechter Akteur:innen in dieser Stadt statt. Dass Chemnitz am 5. März aber immer wieder mit rechten Demonstrationen Schlagzeilen machen konnte, liegt vor allem in der hier gut vernetzten rechten Szene sowie den zahlreichen Nazi-Immobilien, die der Vernetzung, der Organisation, der Etabilierung und der Finanzierung der lokalen rechten Szene dienen. Der Verfassungsschutz führt in seinem Jahresbericht aus dem Jahr 2019 insgesamt 23 solcher Immobilien in Sachsen auf, in Chemnitz davon 4 – doch in Wahrheit sind es sogar noch viel mehr, welche man hierzu zählen könnte.
Seit Anfang des Jahres steht vor allem ein Objekt an der Frankenberger Str. im Fokus. In einem vierstöckigen und baufälligen Altbau befindet sich das neueste Neonazi-Zentrum in Chemnitz. Neben Rockern, treffen sich hier auch Jungnazis der Stadt. Unter anderem befindet sich hier ein Verein, der sowohl Organisator:innen von Rechtsrockfestivals, Zeitzeugenvorträgen als auch von rechten Kampfsportevents zusammenbringt. Desweiteren sitzt in dem Gebäude eine Immobiliengesellschaft, welche von Robert Andres (Pro Chemnitz und Nationale Sozialisten Chemnitz) geführt wird. Pro Chemnitz unterhält zudem in der Innenstadt auf der Brauhausstr. ein „Bürgerbüro“ sowie ein „Begegnungszentrum“. Letzteres wurde Ende 2018 nach Sanierungsarbeiten in dem Haus aufgebaut und diente vor allem bisher für kleinere Veranstaltungen wie Lesungen. Das Gebäude in der Brauhausstr. ist Vernetzungszentrale für Pro Chemnitz, aber auch für andere rechte Strukturen unserer Stadt. Von hier aus wurden Demonstrationen geplant, organisiert und koordiniert.
Ein weiteres Neonazi-Zentrum befindet sich in Chemnitz im Heckert-Gebiet auf der Markersdorfer Str. 40. Dieses Gebäude dient seit Jahren als Nationales Zentrum und beherbergte in der Vergangenheit auch schon die mittlerweile verbotene Kameradschaft Nationale Sozialisten Chemmnitz sowie die JN, die Jugendorganisation der NPD. Zudem ist hier das extrem rechte Rechtsrocklabel PC Records ansässig. Es gilt als das aktivste Rechtsrocklabel Deutschlands und vertrieb u.a. bereits Songs, die die Morde des NSU relativieren und die Opfer verhöhnen.
Neben diesen drei Zentren und Treffpunkten der rechten Szene gibt es zudem noch zahlreiche Ladenlokale, welche durch den Verkauf von Szenebekleidung ins Gewicht fallen. Zu nennen ist hier vor allem das Backstreetnoise in Chemnitz-Kappel sowie das Doppel-Geschäft Rascal/The Clash an der Limbacher Str. Der Thor-Steinar Laden Nahe des Chemnitzer Brühls ist hingegen seit Anfang des Jahres wahrscheinlich endlich Geschichte. Darüber hinaus kann man in diesem Zusammenhang auch zwei Gaststätten bzw. Räumlichkeiten nennen, die der AfD und auch Pro Chemnitz immer wieder Räumlichkeiten zur Verfügung stellen. In der Gaststätte Zur Aue finden immer wieder Veranstaltungen der AfD Chemnitz statt. Das Ballhaus Hilbersdorf vermietet seine Räumlichkeiten neben der AfD sogar zusätzlich noch an Pro Chemnitz für ihre Veranstaltungen. Beide sind zwar nicht als Nazi-Immobilien zu bezeichnen, greifen aber genau diesen Menschen unter die Arme, in dem sie immer wieder ihre Räumlichkeiten genau diesen Menschen zur Verfügung stellen.
All diese Immobilien haben gemein, dass sie den hier ansässigen Rechtsextremen eine Wohlfühlatmospähre schaffen, in denen sie sich vermeintlich ungestört treffen, vernetzen und ihre Veranstaltungen abhalten können. Diese Wohlfühlatmosphäre gilt es ihnen zu entziehen. All diese Immobilien sind eine Schande für die künftigte Kulturhauptstadt Europas! Wir sagen: Schöner Leben ohne Nazi-Läden – Chemnitzer Nazi-Immobilien schließen!