1933 lebten in Sachsen etwa 20.000 Jüd*innen, welche fortan mit der Machtergreifung der Nazis sich tagtäglich verfolgt sahen. Doch der Antisemitismus hat in Sachsen schon länger seine Spuren gezogen. So fand 1882 ein internationaler antijüdischer Kongress in Dresden statt, welcher ein Jahr später in Chemnitz wiederholt wurde. 1907 erschien in Leipzig das antisemitische Hetzblatt „Handbuch der Judenfrage“. Bei den Wahlen erhielt die NSDAP in Sachsen überdurchschnittlich viele Stimmen. Zur Zeit der Machtübernahme der Nazis lebten in Chemnitz ca. 2300 Menschen jüdischen Glaubens. Die Schreckensherrschaft der Nazis gipfelte auch in Chemnitz in der systematischen Verdrängung des jüdischen Lebens aus dieser Stadt. So wurden im Zuge der Pogromnacht in Sachsen hunderte Menschen in Konzentrationslager verschleppt, in Chemnitz wurden fast 200 Menschen verhaftet.

Der Hauptbahnhof Chemnitz war von 1938 bis Anfang 1945 Ausgangspunkt oder Zwischenstation für die Deportation jüdischer Bürger*innen. Vor allem zwischen 1942 und 1945 wurden von hier aus fast alle jüdischen Menschen aus Chemnitz in polnische Ghettos sowie in das Vernichtungslager Auschwitz transportiert. Darunter auch Zeitzeuge Justin Sonder aus Chemnitz, der als 17 Jähriger 1943 nach Auschwitz deportiert wurde und wie durch ein Wunder überlebte. Nach dem Krieg waren von den über 2.300 Mitgliedern der jüdischen Gemeinde in Chemnitz lediglich 50 übrig geblieben. Zum Gedenken an die Opfer der Gewaltherrschaft der Nazis erinnert heute eine Gedenktafel im Hauptbahnhof an diese Zeit. Sie wurde 2015 vom Bürgerverein „FUER Chemnitz“ dort angebracht.